Licht ist der wohl wichtigste Umweltfaktor für das Wachstum und die Blütenbildung von Cannabispflanzen. Ohne ausreichend Licht in der richtigen Qualität und Intensität können Pflanzen keine effiziente Photosynthese betreiben, was zu schwachem Wachstum, geringen Erträgen und minderwertiger Blütenqualität führt. Für den Indoor-Anbau ist eine künstliche Beleuchtung daher unerlässlich.
Wir konzentrieren uns hier auf die modernen LED-Technologien, die sich als Goldstandard für den energieeffizienten und qualitativ hochwertigen Heimanbau etabliert haben, gehen aber auch auf traditionellere Leuchtmittel wie NDL/HPS ein.
Leuchtdioden (LEDs) haben die Welt der Pflanzenbeleuchtung revolutioniert. Im Vergleich zu älteren Technologien bieten sie zahlreiche Vorteile:
Vorteile von modernen Vollspektrum-LEDs
- Hohe Effizienz: Moderne Grow-LEDs wandeln einen deutlich größeren Anteil der elektrischen Energie in pflanzenverfügbares Licht um. Achte auf eine Effizienz von mindestens 2.5 µmol/J (Mikromol pro Joule), besser noch >2.7 µmol/J. Dies bedeutet mehr Licht pro Watt und somit geringere Stromkosten.
- Optimiertes Lichtspektrum: Viele LEDs bieten ein Vollspektrum, das dem natürlichen Sonnenlicht nachempfunden ist und alle für die Pflanze wichtigen Wellenlängenbereiche (insbesondere Blau für vegetatives Wachstum und Rot/Fernrot für die Blüte) abdeckt. Manche Modelle erlauben sogar eine Anpassung des Spektrums an die jeweilige Wachstumsphase.
- Geringere Wärmeentwicklung: LEDs produzieren deutlich weniger Abwärme als NDL/HPS-Lampen. Dies erleichtert die Klimakontrolle im Grow-Zelt, reduziert den Bedarf an starker Abluft und ermöglicht es, die Lampe näher an den Pflanzen zu positionieren, ohne Verbrennungsgefahr.
- Lange Lebensdauer: Hochwertige LEDs haben oft eine Lebensdauer von 50.000 Betriebsstunden oder mehr, bei geringem Lichtverlust über die Zeit.
- Dimmbarkeit: Viele Modelle sind dimmbar, was eine Anpassung der Lichtintensität an die Bedürfnisse der Pflanzen in verschiedenen Wachstumsphasen (Sämling, Vegi, Blüte) ermöglicht.
- Gleichmäßige Lichtverteilung: Moderne LED-Panels oder -Leisten sind oft so konzipiert, dass sie eine möglichst homogene Lichtverteilung (PPFD-Map prüfen!) über die Anbaufläche gewährleisten.
Worauf bei der Auswahl einer LED achten?
- Effizienz (µmol/J): Wie oben genannt, ein Schlüsselindikator.
- PPF (Photosynthetic Photon Flux): Die Gesamtmenge an photosynthetisch aktivem Licht, die eine Lampe pro Sekunde abgibt (gemessen in µmol/s).
- PPFD-Map (Photosynthetic Photon Flux Density Map): Zeigt die Lichtintensität (in µmol/m²/s) an verschiedenen Punkten der Anbaufläche bei einem bestimmten Abstand. Sehr wichtig für die Beurteilung der tatsächlichen Ausleuchtung.
- Spektrum: Vollspektrum ist meist die beste Wahl. Achte auf einen guten Anteil an rotem und blauem Licht. Zusätzliches Fernrot (Far Red) kann die Blüteeinleitung und -entwicklung positiv beeinflussen. UV-A/UV-B in der Spätblüte wird von manchen zur Steigerung der Harzproduktion eingesetzt (vorsichtig dosieren!).
- Hersteller und Qualität: Investiere in Produkte namhafter Hersteller mit guten Testergebnissen und Garantieleistungen. Billige No-Name-LEDs halten oft nicht, was sie versprechen.
- Passivkühlung vs. Aktivkühlung: Passiv gekühlte LEDs (mit großen Kühlkörpern) sind oft leiser und wartungsärmer.
Um die Lichtversorgung deiner Pflanzen optimal zu steuern, sind zwei Kennzahlen besonders wichtig:
PPFD (Photosynthetic Photon Flux Density)
Der PPFD-Wert misst die Intensität des photosynthetisch aktiven Lichts, das pro Sekunde auf eine bestimmte Fläche (üblicherweise ein Quadratmeter) trifft. Er wird in µmol/m²/s angegeben und ist der wichtigste Wert, um die Lichtintensität direkt an den Pflanzenspitzen zu beurteilen.
Typische PPFD-Zielwerte für Cannabis (auf Coco mit mineralischer Düngung):
- Sämlinge/Jungpflanzen (in A1 oder direkt im Zelt): 150 - 300 µmol/m²/s
- Vegetative Phase (in V1 oder Hauptzelt): 300 - 600 µmol/m²/s
- Blütephase (in B1-B3 oder Hauptzelt): 600 - 1000 µmol/m²/s (Werte darüber sind meist nur mit CO₂-Anreicherung und viel Erfahrung sinnvoll und effizient nutzbar).
Die PPFD-Werte werden durch die Leistung der Lampe, den Abstand zu den Pflanzen und die Reflexionseigenschaften des Zeltes beeinflusst. Die Dimmung deiner LED und die Anpassung des Lampenabstands sind die Hauptwerkzeuge zur Steuerung des PPFD.
DLI (Daily Light Integral)
Das DLI beschreibt die Gesamtmenge an photosynthetisch aktivem Licht, die eine Pflanze über einen Zeitraum von 24 Stunden pro Quadratmeter erhält. Es wird in mol/m²/Tag angegeben und berücksichtigt sowohl die Intensität (PPFD) als auch die Dauer der Beleuchtung.
Die Formel lautet vereinfacht: DLI = (PPFD × Beleuchtungsstunden × 3600) / 1.000.000
Typische DLI-Zielwerte für Cannabis:
- Vegetative Phase (18h Licht): ca. 15 - 30 mol/m²/Tag
- Blütephase (12h Licht): ca. 30 - 45 mol/m²/Tag
Ein zu niedriges DLI führt zu langsamem Wachstum und geringen Erträgen. Ein deutlich zu hohes DLI (ohne CO₂-Anreicherung) kann die Pflanze nicht mehr effizient nutzen und führt zu Lichtstress oder Energieverschwendung.
Professionelle Grower nutzen oft PPFD-Messgeräte (PAR-Meter), um die Lichtintensität exakt einzustellen. Für Heimanbauer sind die PPFD-Maps der Lampenhersteller ein guter Anhaltspunkt. Beginne eher mit niedrigeren Werten und steigere die Intensität langsam, während du die Reaktion deiner Pflanzen beobachtest.
Pflanzen nutzen verschiedene Wellenlängen des Lichts für unterschiedliche Prozesse. Ein "Vollspektrum"-Licht, das dem natürlichen Sonnenlicht ähnelt, ist für alle Phasen gut geeignet.
Wichtige Spektralbereiche:
- Blaues Licht (ca. 400-500 nm): Fördert kompaktes, buschiges Wachstum in der vegetativen Phase und ist wichtig für die Chlorophyllproduktion. Ein Mangel an Blau kann zu "Spargelwuchs" führen.
- Rotes Licht (ca. 620-700 nm): Entscheidend für die Photosynthese und die Blütenbildung. Stimuliert das Streckungswachstum und die Entwicklung dicker Blüten.
- Fernrotes Licht (Far Red, ca. 700-780 nm): Spielt eine Rolle bei der Blüteeinleitung, der Streckung und kann die Blütedauer beeinflussen (Emerson-Effekt in Kombination mit Rotlicht).
- Grünes Licht (ca. 500-600 nm): Wurde früher oft als für Pflanzen "nutzlos" angesehen, dringt aber tiefer in das Blätterdach ein und kann von unteren Blättern zur Photosynthese genutzt werden. Ein gewisser Anteil ist daher vorteilhaft.
- UV-Licht (UV-A, UV-B): UV-A (315-400 nm) kann die Produktion einiger sekundärer Pflanzenstoffe fördern. UV-B (280-315 nm) kann in geringen Dosen die Harzproduktion (Trichome) anregen, ist aber in höheren Dosen schädlich. Der Einsatz von UV-Zusatzbeleuchtung erfordert Erfahrung und Vorsicht.
Moderne Vollspektrum-LEDs sind so konzipiert, dass sie ein ausgewogenes Verhältnis dieser Bereiche bieten. Einige erlauben eine separate Steuerung von z.B. UV oder Fernrot.
Natriumdampflampen (NDL/HPS - High Pressure Sodium) für die Blüte und Metallhalogenidlampen (MH - Metal Halide) für die Vegetation waren lange Zeit der Standard im Indoor-Anbau, werden aber zunehmend von LEDs abgelöst.
Eigenschaften und Rolle von NDL/HPS:
- Hohe Lichtausbeute (historisch): Bieten eine hohe Lichtintensität, aber oft mit geringerer Effizienz (µmol/J) als moderne LEDs.
- Wärmeentwicklung: Produzieren viel Abwärme, was eine leistungsstarke Abluft und oft größere Abstände zu den Pflanzen erfordert. Dies kann die Klimakontrolle erschweren.
- Vorteil bei Kälte: In sehr kalten Anbauräumen (z.B. unbeheizter Keller im Winter) kann die Abwärme von NDL/HPS helfen, die Temperatur im Zelt zu halten und Heizkosten zu senken. Dies ist ihr Hauptvorteil gegenüber LEDs unter solchen Bedingungen.
- Spektrum: HPS-Lampen haben ein sehr rotlastiges Spektrum (gut für Blüte), MH-Lampen ein blaulastigeres (gut für Vegi). Der Wechsel des Leuchtmittels zwischen den Phasen ist üblich.
- Lebensdauer & Lichtverlust: Kürzere Lebensdauer der Leuchtmittel und schnellerer Lichtverlust im Vergleich zu LEDs. Regelmäßiger Austausch nötig.
- Anschaffungskosten: Oft günstiger in der Anschaffung als hochwertige LEDs, aber höhere Betriebskosten durch geringere Effizienz und häufigeren Leuchtmitteltausch.
Fazit zu NDL/HPS: Können unter bestimmten Umständen (Budget, kalte Umgebung) noch eine Option sein, insbesondere als Wärmequelle. Für maximale Effizienz, präzise Spektralkontrolle und einfacheres Klimamanagement sind moderne Vollspektrum-LEDs jedoch klar die überlegene Technologie für den qualitätsorientierten Heimanbau.